Der Echte Hausschwamm

In Mitteleuropa treten in Gebäuden ca. 60 verschiedene Arten holzzerstörender Pilze auf, regelmäßige Vorkommen in Deutschland zeigt dabei u. a. der echte Hausschwamm, der totes und verbautes Holz befällt. Im Falle einer notwendigen Gebäudesanierung kommt es zu Kosten von 10.000 bis 30.000 €, z. T. müssen wegen akuter Einsturzgefahr betroffene Häuser auch geräumt und abgerissen werden. Deutschlandweit wird von etwa 200 Mio. Euro/Jahr an Kosten ausgegangen.

Der echte Hausschwamm, Serpula lacrymans, gehört mit zu den gefürchtetsten Schädlingen in Gebäuden. „Der laufende Schwamm im Holzwerk der Gebäude“ wird bereits 1789 im „Allgemeinen Magazin für die bürgerliche Baukunst“ hinsichtlich der problematischen Verhütung und Vernichtung erwähnt.

1. Vorkommen

Früher waren hauptsächlich schlecht beheizte feuchte Fachwerkhäuser mit ebenerdiger Gründung betroffen, während sich heute der echte Hausschwamm vor allem in Keller- und Erdgeschossen bzw. in leer stehenden Gebäuden ausbreitet. Neubauten mit Kondenswasser an Wärmebrücken oder mit Wassereintrittstellen sind ebenfalls gefährdet. Ausgangspunkt ist häufig eine Infektion von im Keller verbautem Nadelholz, von wo aus dann aber auch Buche, Eiche und anderes Laubholz befallen wird. Mithilfe der Pilzfäden und -stränge (Myzel) kann er Fugen und poröse Mörtel im Mauerwerk sowie Wärmedämmstoffe durchdringen und Mauern überwinden, ohne diese zu zerstören. Der echte Hausschwamm ist in der Lage, in Wasserleitenden Gefäßen (Rhizomorphen) Feuchtigkeit über mehrere Meter hinweg zu transportieren, um dann neues – auch trockenes – Holz selbst zu befeuchten und abzubauen.

Der echte Hausschwamm zerstört nicht nur Massivholz, sondern auch andere cellulosehaltige Stoffe (Span- und Faserplatten, Fasermatten, Schilfdämmstoffe, Papier, Stroh, textile Gewebe), allerdings muss eine hohe Feuchte in den Materialien vorliegen, was eine Raumluftfeuchtigkeit von mehr als 90% voraussetzt. Holz mit einer Feuchtigkeit von weniger als 20% kann von Pilzen nicht abgebaut werden. Optimale Wachstumsbedingungen herrschen bei Holzfeuchten zwischen 30% und 40% und 21ºC Temperatur. Über 26ºC stellt der Pilz sein Wachstum ein; in Trockenstarre kann er bis zu 10 Jahre überdauern.

2. Biologie und Lebensweise.

Der echte Hausschwamm gehört zu den Holzfäulepilzen und bildet Oberflächenmyzel, Stränge und Fruchtkörper. Die arttypischen Fruchtkörper produzieren große Mengen an Sporen. Die Sporengröße und die Dicke der Fruchtkörper ermöglichen zusammen mit anderen Merkmalen die sichere Unterscheidung des echten Hausschwamms von anderen strangbildenden Hausfäulepilzen.

Holzfäulepilze sind in ihrer Abbauleistung von Feuchtigkeit - dem eigentlich begrenzenden Faktor -, Nährstoffen, Temperatur, Sauerstoffgehalt und Windzug abhängig. Heimisches Bauholz ist vor allem kohlenhydratreich (Cellulose, Hemicellulose, Pektin, Lignin). 90-95% aller Holzschäden durch Hausfäulepilze an Gebäuden werden durch Braunfäuleerreger verursacht, die Cellulose, Hemicellulose und Pektine, nicht aber das Lignin abbauen.
Der Holzabbau dient der Nährstoffversorgung des Pilzes. Die Hyphen der Braunfäulepilze wachsen meistens im
2 Lumen (Holzporen, Gefäße) des Holzes und zersetzen die Cellulose durch ihre Enzymabgabe von innen heraus. Durch diese Auflösung der Cellusosefasern in den Holzfasern wird die mechanische Belastbarkeit des Holzes stark reduziert, noch bevor ein intensiver Masseverlust eingesetzt hat (z. B. sinkt bei 4% Masseverlust die Bruchlast um 14,7% bis 28,3% durch Echten Hausschwamm-Befall).

Zur weiteren Nährstoffversorgung können Braunfäulepilze auch gebundenes Phosphat und Magnesium aus Putzen und Böden herauslösen und in ihren Stoffwechsel einbauen. In Gebäuden liefern vor allem alte Putze, verunreinigte Unterbodenräume und Schüttungen in Einschüben bedeutende Mengen an Nährstoffen. Bei fehlendem Sauerstoffzutritt, wie z. B. bei unter Wasser stehenden Rammpfählen, ist der Abbau durch Holzfäulepilze nicht möglich.